* 18. Juli 1849 in Groß-Mehlra bei Sondershausen (Thüringen), † 10. Juli 1919 in Leipzig, Musikwissenschaftler. Der hochbegabte Sohn des Oberamtmannes und Rittergutbesitzers Robert Riemann erhielt die erste Ausbildung durch den Vater, dann weitere Förderung in Sondershausen durch Mitglieder der fürstlichen Hofkapelle, die mit der Neudeutschen Schule sympathisierten (u. a. Liszt-Schüler T. Ratzenberger). Nach humanistischem Schulbesuch und auf Grundlage einer fundierten musikalischen wie pianistischen Ausbildung strebte Riemann zunächst eine Existenz als Schriftsteller oder Komponist an. Während seiner Militärzeit in Berlin 1868/69 schrieb er sich in Jura, Germanistik und Geschichte ein und setzte sein Studium dann in Tübingen in den Fächern Philosophie (bei C. Sigwart), Geschichte (bei J. Weizsäcker), Kunstgeschichte (bei B. von Kugler) und Ästhetik (bei K. Köstlin) fort. Der Versuch, einen Gedichtband bei Cotta zu publizieren, scheiterte. 1870 erschienen erste musikschriftstellerische, bereits stark theoretisch angelegte Arbeiten Riemanns über Wagner und Spontini unter Pseudonym in der NZfM. Nach der Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg zog Riemann 1871 nach Leipzig, um am dortigen Kons. Musik zu studieren. Seine maßgeblichen Lehrer waren hier C. Reinecke (Komposition), F. Richter und S. Jadassohn (Musiktheorie, Harmonielehre) sowie O. Paul (Musikgeschichte), bei dem er 1873 mit einer von Helmholtz’ Lehre von den Tonempfindungen angeregten Themenstellung zur Intervallwahrnehmung in Abhängigkeit verschiedener ...