I. BegriffDer Begriff hat eine lange Geschichte, in deren Verlauf sich sein Inhalt mehrfach, teils gravierend, veränderte. Schon in der zweiten Hälfte des 18. Jh. war ›Popularität‹, anknüpfend an die auf Diderot zurückgehende Forderung nach einer »philosophie populaire«, als ein programmatischer Anspruch zunehmend auch der Poesie und Musik gegenüber erhoben worden. Der Begriff stand als Gegenpol zur ›Künstlichkeit‹ und ›Gekünsteltheit‹ höfischer Kunstpraxis und markierte einen der zentralen Abstoßungspunkte für die sich herausbildende Musikanschauung des europäischen Bürgertums. Der »populäre Styl« (Nägeli) war ein Phänomen, um das in den Begriffen der Zeit heftig gerungen wurde, was seinen Ausdruck nicht zuletzt in der Häufigkeit fand, mit der der Popularitätsbegriff in Rezensionen und Werkbesprechungen als Wertkategorie in die Diskussion gebracht wurde. Hier hat auch der Begriff populäre Musik seine Wurzeln. Im Sinne des ›populären Stils‹ verkörperte er zunächst eine programmatisch konzipierte Einheit von Musik und Poesie, in der er auf das Liedschaffen und die Liedästhetik begrenzt war und die populären Lieder ›im Volkston‹ von den Volksliedern zu unterscheiden begann. Repräsentierten letztere als Selektionsprodukt eine musikalisch-kulturelle Form, in der das Bürgertum im Zusammenhang mit der Herausbildung des modernen...