I. Zeitraum und Quellenlage
Unter byzantinischer Musik versteht man die Musik, die in der Epoche des byzantinischen Reiches, ab der Erhebung Konstantinopels zur Hauptstadt am 11. Mai 330 bis zu ihrer Einnahme durch die Türken am 29. Mai 1453, sowohl im kirchlichen als auch im weltlichen Bereich auf der Grundlage der griechischen Kultur und Sprache gepflegt wurde. Da das byzantinische Reich ein Vielvölkerstaat war, gab es innerhalb seiner Grenzen Angehörige mehrerer Kulturen und Sprachen, Syrer, Juden, Armenier, Slawen, die mehr oder weniger hellenisiert waren. Als Staatsreligion, deren höchster Repräsentant der Kaiser war, galt die Orthodoxie, wobei daraus nicht der Schluß gezogen werden kann, daß andere Konfessionen verboten waren. Im Gegenteil: In verschiedenen Epochen erfahren wir von Synagogen, Moscheen, lateinischen Kirchen. Lediglich dem Monophysitismus gegenüber – und somit zur Glaubenslehre der armenisch-apostolischen und der syrisch-jakobitischen Kirche – scheint eine intolerante Haltung geherrscht zu haben.
So wichtig zeitliche Zäsuren für eine geschichtliche Betrachtung sind, für kulturelle Erscheinungen wie die Musik sind sie nur bedingt von Bedeutung. So ging die byzantinische Musik, weder die kirchliche noch die weltliche, nicht gleichzeitig mit dem politischen Ende des byzantinischen Kaiserreichs unter. Das Patriarchat blieb, zwar unter anderen Vorgaben, zunächst in der...