I. Das frühe Mittelalter
Modus als Begriff für musiktheoretische Konzepte ist ein neuer lateinischer Ausdruck der Spätantike. Vergleichbare klassische griechische Termini wären tonos (griech. τόνος, lat. tonus) und tropos (griech. τρ όπος, lat. tropus); Modus wurde oft gebraucht, um diese zu übersetzen. Um eine Verwechslung mit dem Terminus für das Ganzton-Intervall zu vermeiden, griff man im frühen MA. zunehmend auf den Begriff Modus für die Bestimmung melodischer Eigenschaften bzw. musikalischen Charakters zurück. Vom 13. bis 15. Jh. ist hingegen eine Tendenz zugunsten des Wortes tonus erneut bemerkbar, wohl wegen der speziellen Bedeutung des Terminus Modus in der Notationslehre, wo er das Verhältnis zwischen longa und brevis bestimmt. Im Laufe des 15. Jh., »vermutlich aufgrund eines neuerlichen Interesses für die klassisch-antike Kultur im allgemeinen« (Ch. M. Atkinson, Art. Modus, 1995, S. 27), erfuhr der Begriff Modus eine Renaissance. Joh. Tinctoris’ Traktat von 1476 trägt den Titel Liber de natura et proprietate tonorum, während in H. Glareans Dodekachordon (Basel 1547) der Terminus Modus...