Würfelmusik ist eine charakteristische Kuriosität der Aufklärung. Mit der →Aleatorik des 20. Jh. hat sie trotz der verwandten Bezeichnung nichts zu tun. Würfelmusik ist das Ergebnis eines unterhaltsamen, von seinen Erfindern nicht ganz ernst gemeinten Spiels, das es ermöglicht, durch Zufallskombinationen aus eigens dafür hergestellten Kompositionen scheinbar neue Musikstücke hervorgehen zu lassen. Das Spiel selbst besteht aus Zahlentabellen und Tafeln (oder Karten) mit zufällig angeordneten Einzeltakten (oder Taktgruppen) jener Kompositionen (vgl. Abb. 1a und b) und wird mit einem oder zwei Würfeln gespielt. Die Koordinaten (Spalten bzw. Zeilen) der Zahlentabellen stehen für die Anzahl der gewürfelten Augen (1 bis 6 bzw. 2 bis 12) bzw. für die Ordnungszahl des Wurfs (1. bis z. B. 8. Wurf). Durch Würfeln wird eine Zahl aus der Tabelle ermittelt, die einem Takt der Tafel (oder einer Karte) zugeordnet ist. Die von Wurf zu Wurf gefundenen Takte werden hintereinandergeschrieben (oder als Karten hintereinandergelegt) und ergeben schließlich ein satztechnisch korrektes Musikstück. Auf diese Weise können praktisch unendlich viele, scheinbar verschiedene Stücke erwürfelt werden. Abb. 1a und b: J. Ph. Kirnberger, Der allezeit fertige Polonoisen- und Menuettenkomponist, Bln. 1757: Beispiel einer Zahlentabelle (a) und einer...