I. Begriff
Etymologisch läßt sich Hermeneutik auf altgriech. hermenoiein (äußern, auslegen, erklären, deuten) zurückführen. Dem Verbum liegt als Wortstamm allerdings der Göttername des Hermes zugrunde. Dieser gilt innerhalb der griechischen Mythologie als Sohn von Zeus und der Nymphe Maia und erscheint in vielfacher Bedeutung und in verschiedenstem Kontext: Neben der gelegentlichen Erwähnung als Begründer verschiedener Fertigkeiten (z. B. der Sprache und der Schrift) und Künste (darunter auch der Musik – so gilt er als Erfinder von Leier und Syrinx) erfüllt Hermes einerseits eine wichtige Funktion als Gott der Hirten und Wanderer (im Sinne eines Wegekundigen) und als Gott der Händler (in der römischen Tradition dann als Mercurius geführt) und Diebe (im Sinne eines Kundigen, der Tauschwert bzw. die nötigen Schliche kennt). Darüber hinaus hat Hermes große Bedeutung als Götterbote, der einerseits unter den Göttern selbst wirkt sowie andererseits den Menschen die oftmals schwer verständlichen Ratschlüsse der Götter zu überbringen und zu verdeutlichen hat. Die wahrscheinliche Etymologie des Namens Hermes selbst geht auf die Funktion des Wegweisers zurück, da eine Herme (von altgriech. herma: Felsen, Stein) ein Kultmal seit archaischer Zeit darstellt, das als Steinpfeiler am Straßenrand aufgerichtet auf heilige Orte hinwies (oft mit...