I. EinleitungDer Begriff Deutschland in seiner heutigen Bedeutung als eines Landes (Staates) ist kaum vor 1500 gebräuchlich, davor wird stets von deutschen Landen oder Ländern (im Mittelalter von Regna) gesprochen. Die Bedeutung dieser einzelnen, ihre Zahl, Größe und Bedeutung mannigfach verändernden Länder war stets so groß, dass sich ein Einheitsstaat, wie etwa Frankreich, nicht bildete.Deutschland als selbständiges Staatsgebilde entwickelte sich aus dem Ostfränkischen Reich, das nach der Teilung des Frankenreiches im 9. Jahrhundert als dessen östlicher Teil entstanden war. Die einzelnen Regna (Bayern, Alemannien, Franken, Sachsen) waren selbständig mit jeweils eigenem Staatsvolk, den ›Stämmen‹, das die Bewohner eines anderen als ›Ausländer‹ ansah. Das sie Verbindende war aus der Tradition des alten, noch ungeteilten Frankenreiches, wie es Karl der Große als Kaisertum auf den Gipfel geführt hatte, gespeist. Eine Zäsur bedeutet 919 die Wahl Heinrichs I., eines Sachsen, zum ersten König des ostfränkischen Reiches, der nicht fränkischer Abkunft war. Ein deutsches Bewusstsein, d.h. das Bewusstsein der Stämme, ein gemeinsames Volk, eben das »deutsche« zu sein, »setzt kaum vor 1000, voll erst im 11. und 12. Jahrhundert ein« (K. F. Werner, in: Lex. des Mittelalters...