* 9. Nov. (28. Okt.) 1885 in Malye Derbenty (Gouv. Astrachan), † 28. Juni 1922 in Santalovo (Bezirk Novgorod), futuristischer Dichter, der sich mit einem eigenen Neologismus als budetljanin (Zukünftler) bezeichnete. Chlebnikovs poetische Sprache ist von Grund auf musikalisch. Viele seiner Innovationen – eine zuvor ungekannte phonetische Gleichförmigkeit des Verses, besondere Plastizität des Rhythmus, dessen Wechsel den Wechsel der poetischen Bilder unterstreicht, neue Mechanismen der Wortbildung u. a. – rufen direkte Analogien zu musikalischen Verfahren hervor (s. L. Gerver 1987, V. Adamenko 1991, 1992; Ju. Kon 2000). Als Schöpfer eines »sich ausdehnenden Weltalls« von Wörtern kreierte Chlebnikov zu Beginn der 1910er Jahre eine »vseobščij jazyk« (»Allgemeinsprache«) in der Art des Esperanto. Da er das Esperanto selbst als »arm an Klängen und einfältig« empfand, wandte sich Chlebnikov auf der Suche nach klanglichem Reichtum zur Musik: »Sprache ist Musik. Jeder musikalische Laut ist eine Einheit, ein musikalisches Wort. Alle musikalischen Lautverbindungen […] bilden zu zweit, dritt, viert, fünft ein Wörterbuch der Begriffe« (zit. nach V. Grigor’ev 1983, S. 80–81). Ähnlich wie M. Mersenne im Kap. Des Chants seiner Harmonie universelle (P. 1636/37) berechnet Chlebnikov die Zahl der möglichen Kombinationen sich...