I. Begriff
Der Begriff Transkription (von lat. transcriptio, Übertragung) bedeutet soviel wie Umschrift. Auf musikalischem Gebiet bezeichnet er mehrere Sachverhalte: 1. in der Editionstechnik die Übertragung aus einer Notationsweise in eine andere, besonders aus historischen oder auch außereuropäischen Notationen in die moderne Notenschrift (Transnotation); 2. im kompositorischen Schaffen (seit Fr. Liszt) die Umschrift eines Musikstückes in eine andere als die Original-Besetzung (Arrangement, Bearbeitung, z. B. Orchestrierung, Intavolierung, Klavierauszug); 3. in der Stereo-Akustik die Neueinrichtung technisch veralteter Klangaufnahmen; 4. in der elektronischen Datenverarbeitung die Umsetzung von Notentexten in computergerechte Formen (Transcodierung); 5. in der Musikethnologie den Vorgang und das Ergebnis der Notierung schriftlos überlieferter Musik. Nur mit diesem Bedeutungsgehalt befaßt sich der nachfolgende Artikel, d. h. mit der Transformation Klang-Schrift (während die unter 1.-4. angeführten Begriffsinhalte Transformationen im gleichen Medium, Klang-Klang oder Schrift-Schrift bezeichnen). Die Übertragung vom akustischen in den optisch-visuellen Bereich erfolgt auf auditiver Basis und hauptsächlich mit Hilfe der europäischen Notenschrift; außereuropäische Notationen und andere Darstellungsmittel sind jedoch einzuschließen. Der musikethnologische Transkriptionsbegriff wurde aus der Linguistik entlehnt. Er fand erst Verwendung, nachdem die Schallaufnahmetechnik eingeführt war, d. h., seit der Musikethnologie primäre Quellendokumente zur Verfügung standen, auf denen die notenschriftliche Aufzeichnung fußen konnte. Unter Transkription...