I. Geschichte Die historischen Ursprünge der Kastration (oder Entmannung) liegen bis heute im Dunklen. Einige antike Schriftsteller nennen die Königin Semiramis als Urheberin, auch in der griechischen Mythologie erscheint das Motiv der Entmannung verschiedentlich, doch finden sich verläßliche Dokumente erst bei den Hethitern und anderen Völkern des vorderen Orients. Die Kastration, die später auch im frühchristlichen Bereich verbreitet war, hatte wohl in erster Linie asketisch-religiöse Gründe. Im Orient und in China hingegen wurden kastrierte Männer auch als Haremseunuchen eingesetzt. Ferner war die Kastration im Altertum und im Mittelalter Teil der Rechtsprechung und wurde bei bestimmten Vergehen als Strafe verhängt, auch als Racheakt wurde sie durchgeführt. Schließlich galt die Kastration bei einigen Krankheiten als einziges Heilmittel (P. Browe 1936). Für die Musikgeschichte folgenreich war die Kastration aus künstlerischen Gründen. Über Kastratengesang im Altertum ist nur wenig bekannt, doch da Kastration aus kultischen Gründen vielfach belegt ist, gab es im religiösen Bereich offenbar viele entmannte Sänger. Einige Quellen lassen vermuten, daß während des Mittelalters Kastraten in den Chören der Ostkirche tätig waren. Im Abendland scheinen Sängerkastraten hingegen bis ins 16. Jh. hinein unbekannt gewesen zu sein. Erste Spuren finden sich ab 1556 in den Akten der...