*20. Mai 1470 in Venedig, †18. Jan. 1547 in Rom, Dichter. Der Vater Bernardo, ein angesehener venezianischer Patrizier, der an den geistigen Bestrebungen seiner Zeit lebhaften Anteil nahm, hat den Bildungsgang seines Sohnes bestimmt, der ihn auf den Gesandtschaftsposten nach Florenz begleitete und dort die für die Entwicklung der italienischen Schriftsprache maßgebende Mundart kennenlernte. In Messina studierte er das Griechische bei Constantino Lascaris, dem bedeutendsten zeitgenössischen Gräzisten und setzte dann seine humanistischen Studien in Padua fort. Als der Vater zum Vicedomino von Ferrara ernannt wurde, hielt sich auch Pietro eine Zeitlang in dieser Stadt auf, wo er sich mit dem Petrarkisten Tebaldeo und mit Ariost anfreundete, sowie die Gunst der Lucrezia Borgia, der Gemahlin des Herzogs Alfonso d’Este, gewann. Dieser widmete er sein erstes größeres literarisches Werk, die unter dem Titel Gli Asolani verfaßten Dialoge über die Liebe. Nach einem sechsjährigen Aufenthalt am Hofe von Urbino, dem in Castigliones Cortegiano verewigten Zentrum des geistigen und gesellschaftlichen Lebens der Hochrenaissance, wurde er 1513 zusammen mit dem durch sein ciceronianisches Latein berühmten Humanisten Sadoleto von Papst Leo X. zum Sekretär für die lat. Breven der Kurie ernannt. Teils aus Gesundheitsrücksichtigen, teils...