*um 1480–1485 in der Diözese Thérouanne (Pas-de-Calais), †1552 oder später in Avignon?, Komponist. Über Lhéritiers Geburtsort und Kindheit ist nichts bekannt; in einigen Avignoneser Dokumenten der 1540er Jahre wird er als Priester und als »clericus morinensis diocesis« (zit. nach L. L. Perkins, Vorw. zur GA) bezeichnet, was zumindest die Region seiner Herkunft (die heutigen Diözesen Boulogne, Saint-Omer und Ypres) umschreibt, aus der u. a. auch J. Mouton stammte. Das erste Lebenszeichen datiert von Ende 1506, als am Hof Herzog Alfonsos I. d’Este in Ferrara ein »metre [also ein Erwachsener] gian leretier« (ebd.) auf den Zahlungslisten erscheint und dort bis Juni 1508 nachzuweisen ist. Wenn der Behauptung G. Cimellos, Lhéritier sei ein »discepolo di Giosquino« (Discorso sulle prolazioni, I-Bc B.57, wohl Mitte 16. Jh.) gewesen, überhaupt Glaubwürdigkeit beizumessen ist, dann fällt dieser Kontakt somit möglicherweise in die Zeit Josquin des Prez’ in Ferrara (1503–1504). Unklar ist, ob Lhéritier danach in Italien blieb oder in seine Heimat zurückkehrte; der nächste Beleg stammt jedenfalls aus Rom, wo er im Mai 1514 als »Johannes Heritier« im rotulus (d. h. der Liste der Angestellten) des privaten (also nicht kurialen)...