I. Vorbemerkung Das Wort Sprechgesang ist die Bezeichnung für eine Vortragsweise zwischen Singen und (gewöhnlichem) Sprechen, sich bald diesem, bald jenem mehr annähernd. Das Wort selbst, eine moderne Prägung (wohl aus dem Umkreis Wagners und der Wagnerkritik, vgl. R. Batka 1899, S. 248), setzt Sprache und Musik als selbständige Bereiche der Schönen Künste voraus. Es hat sich nicht rasch allgemein durchgesetzt, denn weder im Dt. Wörterbuch der Brüder Grimm (Bd. 10, Abt. 2, Teil 1, Lfg. 1, Lpz. 1917) ist es als Stichwort zu finden, noch in H. Riemanns Musiklexikon bis zur 7. Auflage (Bln. 1909); erst ab der 8. Aufl. (Bln. 1916) erscheint es (wenn auch nur als Hinweis), wohl als Folge der wissenschaftlichen Diskussion um die Bedeutung der Sprechmelodie (Sprachmelodie) für die Erkenntnis des Kunstcharakters von Poesie und Prosa (E. Sievers), und der kunstkritischen um die Entwicklung der musikalischen Deklamation, insbesondere der des gewöhnlichen →Melodrams zum gebundenen. Die vielfältige Bedeutung des Wortes Sprechgesang legt es nahe, zwischen (II.) unbefangenem und (III.) einigermaßen begrifflich fixiertem Gebrauch zu unterscheiden und (IV.) einen Hinweis auf die sog. Sprachkomposition anzufügen. ...