I. BegriffsbestimmungKonsonanz und Dissonanz (lat. consonantia und dissonantia) sind Namen für Klassen von Intervallen oder für Intervallcharaktere. Der Ausdruck Konsonanz bezeichnet das Zusammenpassen, Dissonanz das Auseinanderstreben von Tönen. Eine Konsonanz ist ein von Natur und (nicht: oder) durch Tradition ausgezeichnetes Intervall. Die Naturtatsache, die eine notwendige (nicht die genügende) Bedingung der Konsonanz bildet, ist die Abstufung der Intervalle nach Sonanzgraden, die dreifach bestimmt werden können: 1. mathematisch als Übergang von einfachen zu komplizierteren Zahlenproportionen (s. hierzu →Intervall); 2. psychologisch als Verschmelzungsstufen (Oktave; Quinte; Quarte; Terzen und Sexten; Ganzton, kleine Sept und Tritonus; die übrigen Intervalle; Zusammenklang); 3. physikalisch-physiologisch nach der größeren oder geringeren Zahl und Entfernung koinzidierender objektiver oder subjektiver Obertöne. Die Einfachheit oder Kompliziertheit der Zahlenproportionen ist ein Symbol (keine Erklärung), die größere oder geringere Verschmelzung der Töne im Zusammenklang ist ein sinnliches Merkmal, die Koinzidenz von Obertönen ist (vielleicht) die oder eine Ursache der Sonanzgrade. Die Konsonanz ist von Natur gegeben, sofern nur die oberen Sonanzgrade Konsonanzen sein können; sie beruht auf Tradition und Geschichte, sofern die Zahl der Sonanzgrade, die als Konsonanzen gelten, und die Gründe, warum sie als Konsonanzen gelten, veränderlich...