* get. 12. Sept. 1655 in Dompierre (Orne), † 10. Aug. 1730 in Meaux, Musiktheoretiker und Komponist. Sébastien de Brossard, Nachfahre eines aus dem 13. Jh. stammenden Adelsgeschlechts, trat mit 12 Jahren in das Jesuitenkolleg in Caen ein und studierte von 1670 (oder 1672) an Philosophie und Theologie an der dortigen Universität. 1676 wurde er in Sées zum Subdiakon geweiht (Ort und Jahr der Priesterweihe sind unbekannt). In Caen beschäftigte er sich außerdem autodidaktisch mit Musik, wurde beeinflußt von der künstlerischen Ausstrahlung und den Konzerten des 1671 gegründeten sowie weithin bekannten Puy de musique und schrieb Lautenstücke, seine ersten Kompositionen. 1678 bis 1687 lebte Brossard in Paris, wo bald nach seiner Ankunft seine frühesten Airs sérieux im Mercure galant im Druck erschienen. Später war er in der französischen Hauptstadt Hauslehrer des Enkels des Conseiller d’État Joseph Foucault (1682–1684) und Priester an Notre-Dame (1684–1689). Brossard verkehrte in dem Künstlerkreis der Mademoiselle de Guise (Marie de Lorraine) und trat dort in Verbindung u. a. zu M.-A. Charpentier sowie zu den namhaften Musiktheoretikern É. Loulié und J. Sauveur. 1687 machte er den Bischof von Straßburg Wilhelm Egon von Fürstenberg durch eine Motette auf sich aufmerksam, der ihn...