fl. um 1410, Sänger und Komponist. Gilet Velut wird erstmals zwischen dem 14. Dez. 1409 und 24. Juni 1411 dokumentarisch greifbar, und zwar als junger Sänger (petit vicaire) an der Kathedrale von Cambrai, damals einem der wichtigsten musikalischen Zentren Westeuropas (Dufay war zur selben Zeit dort Chorknabe). Von Cambrai aus wurde Velut offenbar als Musiker an die Hofkapelle des Königs von Zypern, Janus von Lusignan, engagiert; er traf – so die Chronik des Leontios Machairas – am 25. Aug. 1411 im Gefolge der zweiten Frau des Königs, Charlotte von Bourbon, auf der Insel ein. Weitere gesicherte biographische Informationen liegen nicht vor. Da die Velut zugeschriebenen Kompositionen durchweg in den venetischen Quellen GB-Ob Canon.misc.213 (entstanden zwischen 1426/1428 und 1434/1436, Venedig?) und I-Bc Q 15 (1. Schicht Padua ca. 1420–1425; 2. Schicht Vicenza ca. 1430–1433) überliefert sind und teilweise dezidiert italienische Einflüsse aufweisen, besteht Grund zu vermuten, daß sich Velut entweder vor oder – wohl wahrscheinlicher – im Anschluß an seinen Aufenthalt auf Zypern eine Zeitlang in Nordost- oder Mittelitalien aufgehalten haben könnte. Die von Gilbert Reaney (Ausg. 1959) geäußerte Vermutung, er sei mit jenem Egidius Flannel dit Lenfant identisch, der zwischen 1420 und 1441 Sänger der päpstlichen Kapelle war, ließ sich bisher dokumentarisch nicht...