I. Gegenstand und Methode
1. Begriff
Der Begriff der Ästhetik als eines Zweiges der Philosophie stammt von A. G. Baumgarten, der ihn in seiner Aesthetica (1750-1758) dargelegt hat. Baumgarten konzipierte eine Lehre von der sinnlichen Erkenntnis, die als Theorie der Wahrnehmung, der Einbildungs- und der Urteilskraft die traditionelle Logik ergänzen sollte. Als Ideal der sinnlichen Erkenntnis fungiert das Schöne (wie in der Logik das Wahre), praktische Darstellung des Ideals sind die ›schönen Künste‹. In den neuen Begriff Baumgartens sind zwei alte Traditionen eingegangen: die Lehre vom Schönen, die auf Platon zurückgeht und bis ins 18. Jh. vornehmlich im Kontext der Metaphysik verhandelt wurde, und die Lehre von der Kunst, die auf Aristoteles zurückgeht und vornehmlich in der Poetik und Rhetorik entfaltet wurde. In den Umfang des Begriffes Ästhetik dürfen diese Traditionen einbezogen werden, so daß die Geschichte der Ästhetik nicht erst mit der Bildung des Terminus im 18. Jh., sondern mit der Idee des Schönen und dem Begriff der Kunst im Altertum beginnt.
Dieser historisch weite Begriff der Ästhetik empfiehlt sich auch für die Musikästhetik. Im Kontext der Theorie des Schönen traten harmonische...