I. Definition und Bedeutung Die Ant. (frz. antienne) ist ein Refrain, der im liturg. Gsg. gewöhnlich vor und nach einem Ps. oder Canticum, manchmal auch zwischen deren Versen gesungen wird. Bestimmte Antiphonen werden ohne Verse vorgetragen und fungieren einfach als einstrophige Hymnen. Das Adjektiv antiphonal bezieht sich häufig auf den antwort-artigen Wechsel zweier Vortragsgruppen, die räumlich einander in einem bestimmten Abstand gegenüberstehen (Antiphonie oder Wechselgesang). Der Ausdruck antiphonale Psalmodie läßt oft unklar, worauf antiphonal sich bezieht: auf das abwechselnde Singen der Verse durch die einander gegenüberstehenden Hälften eines geteilten Chores oder auf die Verwendung eines Ant. genannten Refrains. Hinter dieser Frage steckt ein grundlegender Widerspruch. Obwohl die Wörter Antiphon und antiphonal dieselbe Wurzel haben, beziehen sie sich auf Formen und Praktiken, die keine innere Verbindung miteinander aufweisen. Antiphonen implizieren nicht von sich aus einen antiphonalen Vortragsstil, und Antiphonie verlangt weder das Singen von Antiphonen, noch läßt sie sich darunter einfach subsummieren. Die seit dem MA. geläufige Praxis, liturg. Psalmen antiphonal und mit Antiphonen zu singen, ist ein willkürliches kulturelles Konstrukt, das nicht den Wortlaut einer früheren Definition erfüllen, sondern ein...