I. Begriff und Überblick
Der Begriff Bänkelsang bzw. Bänkelsänger ist erstmals 1709 in der sog. ›Neukirchschen Sammlung‹ belegt; dort heißt es in dem Gedicht Abbildung etlicher thorheiten, so sonderlich auf universitäten paßieren: »Die gelehrten bäncklein=sänger / Sind die ärgsten müßig=gänger« (Benjamin Neukirchs Anthologie Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte Sechster Theil, 1709, hrsg. von E. A. und M. M. Metzger, Tbg. 1988, S. 414). Graphische Darstellungen jedoch zeigen, daß das Phänomen älter ist (Petzoldt 1978, S. 11; eine Abb. einer Vorstufe des Bänkelsangs im 15. Jh. bei R. Johannsmeier, Spielmann, Schalk und Scharlatan, Reinbek 1984, S. 200). Auch der Begriff muß schon früher gebraucht worden sein, denn seine in der zitierten Stelle bereits metaphorische Verwendung setzt eine eingeführte nicht-metaphorische voraus. Für Johann Christoph Adelung ist der »Bänkelsänger […] ein Landstreicher, der auf den Gassen von hölzernen Bänken allerley Mordgeschichte absinget. Figürlich und in verächtlichem Verstande, ein schlechter Dichter, der sich ein Geschäft daraus macht, gemeine Gegenstände zu besingen.« (Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches Der Hochdeutschen Mundart, Bd. 1, Lpz. 1774, Sp. 639). Die abwertende Charakterisierung des Phänomens deutet...