I. Einleitung Weißrussland (Belorussland, weißruss. Belarus’) ist seit 1991 eine unabhängige Republik Osteuropas mit der Hauptstadt Minsk. Zuvor war das geographische Gebiet des heutigen Weißrusslands, auf dem sich im Mittelalter verschiedene Fürstentümer gebildet hatten, der Kiewer Rus’ und ab dem 14. Jahrhundert den litauischen Großfürsten unterstellt; später ging es in dem Königreich Polen-Litauen auf, und nach den Polnischen Teilungen (1772–1795) wurde es russische Provinz. Als eigenständige Republik wurde Weißrussland erstmals während der deutschen Besetzung im März 1918 proklamiert, 1919 als Sozialistische Sowjetrepublik ausgerufen und im Februar 1920 für kurze Zeit mit Litauen zusammengeschlossen (›Litbel‹); von 1922 bis 1991 war Weißrussland Teil der UdSSR.  Die nach dem Polnisch-Sowjetischen Krieg (1920 / 21) an Polen abgetretenen westlichen Landesteile wurden nach dem Zusammenbruch Polens auf der Grundlage des Hitler-Stalin-Paktes wieder angegliedert; lediglich die Gegend um Białystok musste 1945 an Polen zurückgegeben werden. Die Bevölkerung des Landes besteht zu mehr als drei Vierteln aus Weißrussen, den Rest bilden Nachbarvölker, insbesondere Russen. Der ehemals hohe Anteil der jüdischen Bevölkerung ist durch den SS-Terror während der deutschen Besatzungszeit (1941–1944) nahezu vollständig vernichtet worden. Jede weißrussische Kulturgeschichte sieht sich nicht nur mit dem Problem wechselnder Staatsgebiete und politischer Abhängigkeiten konfrontiert, sondern auch mit der...