I. EinleitungDas gemeinsame Merkmal der hier behandelten kirchenmusikalischen Gebiete ist der byzantinische Ritus, den die im folgenden genannten Kirchen praktizieren. Ausgehend von Jerusalem verbreitete sich der byzantinische Ritus zunächst nach Georgien, dann in den Kirchen des Patriarchats von Konstantinopel und darüber hinaus ab der Rückeroberung der syrischen Gebiete im ausgehenden 10. Jh. im Bereich des Patriarchats von Antiocheia sowie im Westen in verschiedenen Epochen in Süditalien und Sizilien bis zu den Toren von Rom, bis zum griechischen Kloster von Grottaferrata. Liturgische Partikularismen wurden allmählich ausgeglichen, so daß der byzantinische Ritus heute als der orthodoxe Ritus allgemein gelten kann, welcher in den vier Patriarchaten des Ostens, Konstantinopel, Antiocheia, Alexandrien und Jerusalem, sowie in den neuen Patriarchaten bei den Slawen und den Rumänen allein vertreten ist. Was den Gesang anbelangt, so sei hier auf die Struktur derjenigen Offizien verwiesen, die gesungen werden, d. h. Vesper und Morgenoffizium, sowie auf die Göttliche Liturgie, das Pendant zur lateinischen Messe (s. Tabelle 1). Die kanonischen Horen werden lediglich an den Vorfesten von Weihnachten und Epiphanie gesungen, das Abendoffizium der Komplet (ἀπόδειπνον, povečerie) wird nur in der Fastenzeit mit Gesangspartien ausgeführt. Die frühen Entwicklungsstadien der orthodoxen Kirchenmusik werden in den Artikeln →...