I. Begriff und vokale Traditionen vom 16. bis 18. Jahrhundert 1. Begriff Die Etymologie des Serenadenbegriffs (Serenade, Serenata, Serenada, Serenate) ist in zwei Wortfelder eingebunden: ital. sera, der Abend, von lat. serus, spät, und lat. serenus/ital. sereno, heiter. Als vorgängig im musikalischen Bedeutungszusammenhang erscheint die Anbindung an den tageszeitlichen Kontext. Seine früheste lexikalische Bestimmung findet der Terminus im Komplementärartikel Mattinata des Vocabulario degli accademici della Crusca (Vdg. 1612): »Mattinata: Il cantare e ’l sonare, che fanno gli amanti, in sul mattino, davanti alla casa della innamorata, come Serenata quel della sera«. Entgegen seiner kompositionsgeschichtlichen Insignifikanz (→Tagelied) kommt dieserart morgendlicher Musizierpraxis auch nach den literarischen Quellen Priorität zu. Der Begriff mattinata findet bereits Anfang des 14. Jh. Verwendung mit ausdrücklich musikalischem Bezug in einem Sonett des Folgore da San Gimigniano: »Il lunedi, per capo di semana,/con instrumenti mattinata fare,/ed amoroso donzelle cantare/e ’il sol ferire par la meridiana« (zit. nach S. Battaglia, Grande dizionario della lingua italiana, Bd. 9, Turin 1975, Art. Mattinata) und 1496 in der Predigtsammlung...