I. Psychoakustische Grundlagen1. Anfänge der KlangfarbenforschungKlangfarben erzeugen »Ausdruck, [also] dasjenige an Wahrnehmungsinhalten, was durch unmittelbare Wirkung gefühlsmäßige Stellungnahmen und Beurteilungen auslöst und dadurch den wahrgenommenen Dingen Eigenschaften zuschreibt, die reizmäßig nicht gegeben sind« (H. Rohracher 1959, zit. nach der Ausg. 1971, S. 494). Bestimmten musikalischen Klängen werden bestimmte Gefühle zugeschrieben, obwohl sie reizmäßig in den Schallwellen nicht enthalten sind. Diese Gefühle werden dennoch fraglos durch den akustischen Reiz verursacht, weil verschiedene Reize (Klänge) verschiedene Gefühle auslösen. »Die Eigenschaften, welche man unter dem Begriff und Namen der Klangfarbe zusammenfaßt, bilden eine so bunte Menge, daß man beim Überblick schier verzweifeln muß, sie wirklich unter einen Begriff zu bringen« (C. Stumpf 1890, S. 514). Carl Stumpf nennt Beispiele für solche Eigenschaften, die leicht aus der Alltagssprache auf etliche hundert Eigenschaftswörter, Verben und Substantive zur Klangfarbe gehörend erweitert werden können (u. a. W. Thies 1982, R. A. Kendall/E. C. Carterette 1993, vgl. auch II.).Nach Hermann von Helmholtz (1863) hängt die »musikalische Klangfarbe« (Helmholtz 1863, zit. nach der Ausg. 1913, S. 115) zunächst von der Anzahl und Stärke der Teiltöne (von der Form der Luftschwingungen)...