I. Zur MethodikDie Harmonielehre ist ein zutiefst historisches Phänomen. Dennoch kann die Trennung von historischer und systematischer Abhandlung des Begriffs sinnvoll sein. Die historische Darstellung wird die Bedeutung der Musiktheorie dahingehend würdigen, wie sie die Musikproduktion in ihren musikgeschichtlichen Phasen begleitet und auch wie sie zu ihr, möglicherweise im Dialog, befördernd oder eher im Widerspruch gestanden hat. Dies erfolgt daher im Zusammenhang mit dem Stichwort →Komposition. Die systematische Darstellung in diesem Artikel wird dagegen den Maßstab des Wissenschaftstheoretischen, vielleicht sogar des Erkenntniskritischen anlegen, wird die musiktheoretischen Konzeptionen nach ihrer Koinzidenz oder Polarität und weniger nach ihrer historischen Abfolge darstellen wollen.Nun wird eine systematische Darstellung nicht ganz auf historische Aspekte verzichten können, will sie nicht in ein illegitimes Eigenleben verfallen. Ohne die Diskussion ›historisch-systematisch‹ erneuern zu wollen, sei doch zu bedenken gegeben, daß geisteswissenschaftliche Prozesse eine Fortschreitung haben, bei der systematische Differenzierung an ein historisches Früher-und-Später gekoppelt ist. Beispielsweise: wenn schon von J. S. Bachs Generalbaßanweisungen, vom Rameauschen »Accord de la sixte ajoutée«, von der Stufentheorie G. Webers, von dem mit ebenso weitreichenden wie Mißverständnisse hervorrufenden Vorschlag E. Fr. Richters, Webersche Stufenziffern mit den Generalbaßbezeichnungen zu kombinieren, oder von der Einführung der »...