Die Bezeichnung Abendmusik bezieht sich speziell auf öffentliche Konzerte, die an der St. Marienkirche in Lübeck während des 17. und 18. Jh. stattfanden, sowie auf die Musik, die während dieser Konzerte aufgeführt wurde, und – in neuerer Zeit – auf Kirchenkonzerte im allgemeinen.Die Ursprünge der Lübecker Abendmusiken lagen bereits 1752 im Dunkeln, als C. Ruetz, damals Kantor an St. Marien, die erste ausführliche Untersuchung über sie veröffentlichte. Darin gab er lediglich das wieder, an was er sich als inzwischen neunzigjähriger Mann noch erinnern konnte: Er führte die Anfänge der Abendmusiken auf die Praxis des Organisten zurück, an Donnerstagen Lübecker Geschäftsleute mit seinem Spiel zu unterhalten, während diese in St. Marien auf die Eröffnung der Börse warteten (die bis 1673 ihre Stätte auf dem benachbarten Marktplatz hatte). Ihre Honorare ermutigten den Organisten, seinen Vorträgen zunächst weitere Instrumente, dann auch Singstimmen hinzuzufügen. F. Tunder, Organist an St. Marien von 1641 bis 1667, bezog sich auf den »accidens wegen deß Abendspielenß« in einem Brief vom 11. Jan. 1646 (s. W. Stahl 1926, S. 9f.), in dem er die Kirche um eine Gehaltserhöhung ersuchte. Orgelmusiken für Geschäftsleute fanden zu jener Zeit auch in anderen Handelsstädten, wie z. B....