A. Systematischer TeilI. Zum Terminus KritikDas Grundwort Kritik des Determinativkompositums Musikkritik leitet sich vom griechischen Wort κρ ιτική her, genauer gesagt vom Adjektiv κρ ιτικός zum Verb κρ ίνω (anklagen, entscheiden, scheiden, streiten, trennen, urteilen). Als criticus wurde es ins Lateinische übernommen und im 17. Jh. in die Nationalsprachen entlehnt. Ins Deutsche gelangte das Wort Ende des 17. Jh. in der französischen Form critique, woher die Betonung auf der zweiten Silbe rührt.Terminologisch gewann das Wort in der griechischen Antike bei Platon und vor allem bei Aristoteles eine ethisch-politische bzw. juristische Bedeutung, die begriffsgeschichtlich ohne Folgen blieb. Dagegen kommt dem seit etwa 300 v. Chr. überlieferten philologisch-logischen Gebrauch des Wortes κρ ιτικός (Kritiker) eine besondere Bedeutung zu, die allerdings erst im 15. und 16. Jh. in den wissenschaftlichen Disziplinen der Philologie, Logik und Poetik geschichtsträchtig werden sollte.Das Fundament für den Kritikbegriff der Poetik des 17. und 18. Jh. – in Deutschland von Martin Opitz’ Buch von der deutschen Poeterei (Breslau 1624), in Frankreich von Nicolas Boileau-Despréaux’ L’art poétique (P. 1674) entwickelt – legte Julius Caesar Scaliger in seinen Poetices libri septem (Lyon...