I. Einleitung Musikalische Praxis und Schriften über Musik haben in der Buch- und Universitätsstadt Leipzig seit jeher eine wichtige Rolle gespielt. Eine weit überregionale musikgeschichtliche Bedeutung erlangte die sächsische Messestadt ab etwa 1800, indem sie zum Zentrum und Modell des bürgerlichen Musikbetriebs, insbesondere des Verlags-, Konzert- und Ausbildungswesens im deutschen Raum wurde, mit starker internationaler Ausstrahlung. Das Alleinstellungsmerkmal der ›Musikstadt Leipzig‹ liegt vor allem in einer spezifischen Konfiguration eng miteinander verflochtener privater und städtischer Musikinstitutionen. Auch wenn deren überregionale Resonanz ab den 1930er-Jahren durch die Auswirkungen der beiden deutschen Diktaturen zurückging, ist Leipzig auch heute ein sehr profiliertes Musikzentrum, in dem neben der Pflege der Traditionen rund um das Gewandhaus und Bachs Thomaskirche auch viele andere musikalische Stilrichtungen und Praktiken einen hohen Anteil an der urbanen Kultur haben. Die an der Stelle einer seit dem 7. Jahrhundert von Sorben bewohnten Ansiedlung errichtete Urbs Libzi wurde 1015 erstmals erwähnt. Um 1165 erhielt Leipzig das Stadtrecht. Der Lage am Schnittpunkt zweier wichtiger Handelsstraßen verdankt die Stadt ihre Entwicklung zu einem Handelsplatz von überragender Bedeutung. Markgräfliche und kaiserliche Privilegien des 15. und 16. Jahrhunderts festigten die überregionale Bedeutung der Messestadt, die zu keiner Zeit Residenz geistlicher oder...